Blockchain-Technologie hilft Flüchtlingen

Integration in die Gesellschaft ist die grosse Herausforderung, vor der Flüchtlinge in ihren Aufnahmeländern stehen. 

Integration in die Gesellschaft ist die grosse Herausforderung, vor der Flüchtlinge in ihren Aufnahmeländern stehen. Da sie häufig keine gültigen Ausweisdokumente, keinen festen Wohnort und keine regelmässige Arbeit haben, fällt es ihnen schwer, Geld zu verdienen oder die Mittel, die sie vom Staat bekommen, zu verwalten.

In Gesellschaften, in denen alles über Banken läuft, ist die Integration besonders schwierig. Die Eröffnung eines Bankkontos stellt für Flüchtlinge eine enorme Hürde dar. Ohne Konto sind die Verwaltung ihrer Finanzen sowie ganz grundlegende Dinge wie das Anmieten einer Wohnung oder die Bezahlung öffentlicher Gebühren, schier unmöglich.

Guthabenkarten erleichtern Zugriff auf Mittel

Finnland probiert derzeit erfolgreich ein System aus, bei dem Asylbewerber Guthabenkarten auf Grundlage der Blockchain -Technologie erhalten, auf die staatliche Hilfen überwiesen werden. Die Karten können in Geschäften verwendet werden, sie funktionieren aber auch wie ein Bankkonto, vom dem Rechnungen abgebucht und auf das Gehaltszahlungen vom Arbeitgeber überwiesen werden können.

Jede Transaktion wird in einer behördlichen Datenbank gespeichert, sodass die Einwanderungsbehörden einen Überblick über die Karteninhaber und deren Ausgaben haben. Da diese Datenbank auf der Blockchain-Technologie basiert, ist der Zugriff auf die Daten sehr einfach und ist vor Manipulation sehr sicher.

Identifikation in Flüchtlingslagern

Als dezentrales Datenverwaltungssystem liefert Blockchain ein Mittel zur Erstellung und sicheren Speicherung von Identifikationsdatensätzen, die fälschungssicher und problemlos von überall auf der Welt zugänglich sind.

Wegen dieser Systemmerkmale ziehen es die Vereinten Nationen in Erwägung, die bereits erfolgreich im Geldverkehr getestete Blockchain-Technologie dazu zu nutzen, Ausländern ohne offizielle Ausweispapiere Dokumente auszustellen. In einem  Pilotprojekt in 2017 mit Kryptowährungen hat die UNO Mittel in Form von Gutscheinen, die in verschiedenen Geschäften eingelöst werden können, an mehr als 100.000 syrische Flüchtlinge in Jordanien verteilt.

Vermisstensuche

In einer ehrgeizigen Initiative hat die weltweit grösste Vermisstendatenbank REFUNITE im August 2017 ein Projekt ins Leben gerufen, das Blockchain zur Wiedervereinigung von Familien einsetzt, die im Zuge von Krieg und Vertreibung auseinandergerissen wurden.

Laut Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind Ende 2016 mehr als 65 Millionen Menschen von Flucht und Vertreibung betroffen

eng_figures

Quelle: UNHCR - The UN Refugee Agency - Article

REFUNITE arbeitet an einem System, mit dem die Daten von Flüchtlingen in Auffanglagern oder an Grenzen auf internationaler Ebene erfasst, organisiert und weitergegeben werden sollen. Diese Datenbank soll auf Blockchain basieren, damit internationale Hilfswerke auf die Daten zugreifen und Vergleiche ziehen können, um Familien zusammenzuführen.

Auch wenn sich die Blockchain-Technologie noch in der Versuchsphase befindet, könnte sie die Lösung sein, um die Lebensbedingungen tausender Flüchtlinge auf der ganzen Welt zu verbessern.