Der Nachteil am Gewissen ist, dass es sich in der Regel nur meldet, wenn es schlecht ist. Also sprechen wir lieber gleich darüber, ehe es dazu kommt. Nun sind Fragen von Moral und Ethik gemeinhin keine Strassenfeger, schon klar. Nimmt man sich jedoch gezielt die Themen zu Herzen, die den öffentlichen Diskurs über neue Technologien bestimmen, stellt man rasch fest, dass verantwortliches unternehmerisches Handeln gerade im digitalen Zeitalter einen besonders hohen Stellenwert einnehmen wird – müssen.
Nehmen wir als plakatives Beispiel etwa die Angst davor, dass uns künstliche Intelligenzen den Arbeitsplatz streitig machen oder gar die „bessere“ Hälfte im Schlafzimmer abgeben könnten. Neurotischer Kulturpessimismus und übertriebener Hang zu dystopischen Fantasien? Das mag es für jene erscheinen, die sich technologischer Entwicklungen differenzierter oder wissenschaftlich nähern und auf derlei Grundlage bereits entspannt auf humanoide Alltagsunterstützung freuen. [1]
Ein Blick über den Tellerrand zeigt aber auch, dass diese Erkenntnis keinesfalls selbstverständlich ist und bisweilen Verunsicherung dominiert. Daher ist es wichtig, ethische Grundvorstellungen zu entwickeln die der digitalen Realität angepasst sind: Corporate Digital Responsibility lautet das Credo für all jene, die vorausschauend bereits jetzt auch an diesem Kapitel der digitalen Transformation mitschreiben.
Ein paar Tipps…
Daher sollte das erklärte Ziel sein, den digitalen Wandel so mitzuschreiben, dass faktisch ein „Happy End“ für Gesellschaft und Individuum, sprich ein echter Mehrwert für uns alle entsteht, mit neuen Möglichkeiten unser Leben zu gestalten oder zu erleichtern. Teilhabe und Zugang zu neuen Technologien sind dabei ebenso wichtig wie Informations- und Weiterbildungsangebote, sodass niemand dabei auf der Strecke bleibt und eine moderne Gesellschaft neue Technologien kollektiv zu nutzen vermag.
Unbestritten gehören dazu auch der verantwortungsvolle Umgang mit Informationen, die Kontrolle über eigene Daten, der Schutz der Privatsphäre und von Ressourcen – damit dieser Fortschritt nicht zulasten unserer Umwelt geht. So gesehen sind alle Wirtschaftstreibenden gefordert, praktizierte CDR in ihre Unternehmensstrategie und Produktentwicklung einfliessen zu lassen und ernstgemeinte Massnahmen zu setzen, die Vertrauen in eine positive digitale Zukunft schaffen.
The time is now
Die ersten Unternehmen gehen bereits mit gutem Beispiel voran. So arbeitet etwa IBM aktuell daran, Künstliche Intelligenz mit ethischem Verständnis zu entwickeln. Die neue deutsche Bundesjustizministerin hat Corporate Digital Responsibility sogar in ihrer Antrittsrede aufgegriffen. Immerhin ein hörbares Signal, das dem Thema hoffentlich Gewicht verleiht. Und 160 Unternehmen haben inzwischen ein vom Future of Life Institut formuliertes Versprechen unterzeichnet, sich nicht an der Entwicklung autonomer Waffen zu beteiligen. Ein ausdrückliches Verbot solcher Technologien fordern gegenwärtig 26 Staaten. Corporate Digital Responsibility wird, nein, muss uns künftig also beschäftigen. Diese Verantwortung zu übernehmen sollte letztlich keine Gewissensfrage sein, sondern selbstverständlicher Teil vernunftbegabten unternehmerischen Handelns.
[1]: https://www.zdf.de/nachrichten/heute/kuenstliche-intelligenz-roboter-keine-einfache-beziehung-100.html (Stand: 20.10.2018)