Digitale Souveränität setzt fairen Wettbewerb voraus

Wir sind heute stärker denn je davon abhängig, dass digitale Abläufe einwandfrei funktionieren. Dass die digitale Infrastruktur eine zentrale Bedeutung in unserem Leben hat, merken wir spätestens, wenn wir einmal unser Handy zu Hause vergessen oder keinen Zugriff aufs Online-Banking haben. Die digitale Infrastruktur ist ein essentieller Bestandteil unserer kritischen Infrastruktur. Sie ist einfach nicht mehr wegzudenken.

Die Liste der für unser Zusammenleben elementaren Aufgaben, die mithilfe digitaler Infrastruktur erledigt werden, ist zu lang, um sie vollständig aufzuzählen: Energieversorgung, Transport, Gesundheit, Verwaltung, Finanzwesen, Unterhaltung oder Einzelhandel, beinahe könnte man glauben, es sei einfacher, eine Liste jener Geschäftsfelder zu erstellen, die noch ganz ohne digitale Unterstützung auskommen, aber: Was könnte auf dieser Liste überhaupt noch stehen? Die Branchen, die unsere Wirtschaft gross gemacht haben, jedenfalls nicht.

 

Die Zuversicht wächst

In der digitalen Branche blickt man optimistisch in die Zukunft. Das berichtet der Digitalverband Bitkom, dessen Schätzungen zufolge in 2021 der Markt um zwei Prozent auf 166,7 Milliarden Euro wachsen wird. Die Zahl der Beschäftigten stagniert und soll 2020 konstant bei 1,2 Millionen bleiben. Im Folgejahr soll sie jedoch wieder um 20.000 Jobs ansteigen (vorausgesetzt, dass es nicht erneut zu einem flächendeckenden Lockdown kommt). Die Prognosen für die Branche, von deren Funktionieren alle anderen Branchen abhängen, sind deshalb ziemlich positiv. 

 “Die Hoffnungen sind gross, dass der konjunkturelle Tiefpunkt der Corona-Krise für die digitale Wirtschaft überwunden ist und der allgemeine Digitalisierungsschub die Nachfrage nach digitalen Lösungen ankurbelt”, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

 

Umsatz mit ITK-Produkten und -iensten

Umsatz mit ITK-Produkten und -diensten und Beschäftigungsentwicklung.

(Quelle: www.bitkom.org)

 

Es gibt kein ‘too big to fail’

Die digitale Infrastruktur ist wichtig und sie funktioniert. Ist es deshalb ein guter Zeitpunkt, dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage einfach das Feld zu überlassen? Nichts könnte falscher sein. Auch wenn die Schweiz mit ihren leistungsfähigen Rechenzentren und dem Internetknoten Swiss-IX eine erstklassige digitale Infrastruktur aufweist, gibt es in der digitalen Welt kein „too big to fail“. Wer eine zukunftsfähige digitale Infrastruktur haben möchte, muss nicht nur an Angebot und Nachfrage denken, sondern auch an die Rahmenbedingungen und die Bedeutung von stabilen Rahmenbedingungen für die nächsten Jahre. 

 

Stromkosten als Indikator für Wettbewerbsfähigkeit

In der Rechenzentrumsbranche kommt einer einfachen Zahl eine enorme Bedeutung zu. In der Schweiz lautet diese Zahl im Sommer 2020 ‘79,93’. So viel Euro kostet laut Bitkom in einem Schweizer Rechenzentrum die Megawattstunde Strom einschliesslich aller Zusatzkosten wie Abgaben, Steuern und Netzentgelte. Die Informations- und Kommunikationstechnologiebranche in der Schweiz verbraucht 5 Prozent des Stroms und ein Grossteil davon benötigen Rechenzentren. Warum? Der Trend zum Outsourcing wird immer wichtiger für Unternehmen, der Bau von neuen Rechenzentren boomt und die IT-Nutzung mit Videostreaming und der Online-Speicherung von Daten hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Diese Entwicklungen haben alle einen Einfluss auf den Stromverbrauch. Interessant ist jedoch, dass in den modernen Rechenzentren der Strombedarf kaum wächst, und das obwohl die Anforderungen an die Rechenpower immer weiter steigen. 

 

Wo steht die Schweiz im europaweiten Vergleich?

Die Grundpreise für Strom sind in Europa relativ ähnlich, aber die Nebenkosten aus Abgaben, Steuern und Netzentgelten werden von der Politik festgelegt. Der Unterschied liegt also in den Extras: Rechenzentren in Deutschland müssen mit 113,11 Euro pro Megawattstunde (MWh) europaweit am meisten für Strom bezahlen. In den Niederlanden liegen die Gesamtkosten bei 17,08 Euro.

Und wo steht die Schweiz? Sie belegt nach Deutschland und Italien den dritten Platz.

Stromkosten Europa

 

Sind Stromkosten ausschlaggebend?

Unternehmen, die ihre IT in einem eigenen oder – wie sie es immer öfter tun – in einem externen Colocation-Rechenzentrum betreiben, kennen die Stromkosten in der Regel ganz genau. Und sie wissen auch, wie hoch die entsprechenden Kosten in einem anderen Land sind.

In der Rechenzentrumsbranche sind Stromkosten nicht ausschliesslich, aber sicherlich mit ausschlaggebend, wenn Unternehmen sich für oder gegen einen Standort entscheiden.

Wer es für sinnvolle Standortpolitik hält, über eine eigene, wettbewerbsfähige digitale Infrastruktur zu verfügen, ist daher gut beraten, die anpassbaren Parameter unter die Lupe zu nehmen, die den Preis pro Megawattstunde Strom hochtreiben – und diese wo immer möglich, sinnvoll an die Nachbarländer anzugleichen. 

 

Grosse Rechenzentren sind Innovatoren für Effizienz und Energiewende

Diese Anpassung ist nicht nur für den fairen Wettbewerb entscheidend, sondern zudem im Sinne einer ökologischen Energiewende. Im Rechenzentrum ist nicht nur der Strompreis wichtig, sondern auch die ausfallsichere Verfügbarkeit. Auszeiten sind in der Branche, in der eine Verfügbarkeit von 99,999 Prozent als Standard gilt, nicht vorgesehen.

Rechenzentrumsbetreiber wie Interxion: A Digital Realty Company, die schon seit Jahren zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien setzen, sind die unbekannten Vorreiter beim Erschliessen neuer Formen der Energieversorgung und deren durchgehender, effektiver Nutzung zum bezahlbaren Preis. Die Erfolge der Branche sind in der Zeitschrift „Science“ nachgewiesen: Weil grosse Rechenzentren enorme Fortschritte bei der Energieeffizienz erzielen, steigt ihr Strombedarf kaum – bei steil ansteigender Rechenpower.

 

Wettbewerbsbedingungen optimal nutzen

Wenn die Schweiz für ihre Rechenzentrumsbranche bei den Stromkosten für gleiche Wettbewerbsbedingungen sorgt, werden wir als Standort die Rendite zweifach einfahren: Zum einen geschieht dies in Form einer nachhaltig wettbewerbsfähigen Infrastruktur und damit dem Schaffen einer Grundvoraussetzung für echte digitale Souveränität. Und zum anderen ist es, weil die zunehmend gesamtwirtschaftlich bedeutende Branche der digitalen Infrastrukturanbieter und Rechenzentrumsbetreiber so ihr Kreativitäts- und Innovationspotenzial entfalten kann, um die Energiewende im ganzen Land und über alle Branchen hinweg weiter voranzutreiben.