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Twin Transformation - Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen denken

Vortrag von Prof. Dr. Dr. Brink zum Thema Wirtschaft im Rahmen des Frankfurter Symposiums für Digitale Infrastruktur 2023

Am 13. Frankfurter Symposium für Digitale Infrastruktur, das unter dem Motto „Digitalisierung – Wir sind gefragt. Die neue Verantwortung in der grenzenlosen Verbundenheit“ stand, sprach Prof. Dr. Dr. Alexander Brink über die Zwillingstransformation aus Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Nach Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung zählen die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit als nächste Revolutionen der Menschheitsgeschichte. Wobei das Besondere, das viele Menschen beunruhigt oder motiviert, darin besteht, dass erstmals in unserer Geschichte zwei industrielle Revolutionen parallel stattfinden. Deshalb „Zwillingstransformation“, ein Prozess, der nicht nur eine industrielle Revolution darstellt, sondern eine gesellschaftliche Transformation.

Brink betrachtet die Entwicklung aus zwei Perspektiven, der des Ökonomen und der des Philosophen. Als Ökonom glaubt er an den Wettbewerb. Er glaubt auch, dass die Zeiten, in denen der Wettbewerb nach Definition Vilfredo Paretos vor seiner Ablösung steht. Dreht sich bei Pareto alles um nutzenmaximierende, egoistische, ich-orientierte Präferenzen, werden künftig Faktoren wie Kooperation wichtiger.

 

Ökonomisch wirtschaften heißt versorgend und vorsorgend wirtschaften

Als Philosoph weiß Brink, dass der Gedanke nicht neu ist. „Der Begriff Ökonomie kommt von griechisch oikonomia. Ökonomie heißt Haushalten. Ökonomie heißt vernünftiges, nachhaltiges, vorsorgendes Wirtschaften. Der antike Gedanke war nicht, den eigenen Gewinn zulasten von Ökologie und Sozialem zu maximieren, sondern versorgend und vorsorgend zu wirtschaften“, so Brink.

Für eine Welt der Nachhaltigkeit ist es kennzeichnend, dass ökologische und soziale Aspekte nicht nach Milton Friedman als externe Effekte, sondern als der Wirtschaft gleichwertig betrachtet werden: „Sie können nur noch ökonomisch erfolgreich sein, wenn Sie sich um Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um Ihre Region, um das Land und um die Weltgemeinschaft kümmern. Und das wiederum funktioniert nur, wenn Sie die planetaren Grenzen einhalten.“

Damit die Zwillingstransformation gelingen kann, muss die Gesellschaft auf unterschiedlichen Feldern viel leisten. Zentral ist für Brink der Wandel vom Ich zum Wir. Ein Schritt, der nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus psychologischer Sicht schwer zu gehen ist. Zumindest sehen das heute viele so. „Die Kollegen aus der Psychologie sagen, es gibt keine Wir-Präferenzen, es gibt nur Ich-Präferenzen“, sagt Brink. Als Philosoph setzt er dem das Beispiel des antiken Athens entgegen. Hier rangiert die Polis über dem in der Ökonomie enthaltenen Haushalt: ein sehr frühes und erfolgreiches Beispiel für Wir.

Für das Feld Digitalisierung sieht Brink noch einen hohen Aufholbedarf im Bereich normativer Kompass. Die Regulatorik nimmt zu, allein für die vergangenen fünf bis sieben Jahre zählt Brink 18 Regularien auf, von denen die bekannteste die Datenschutzgrundverordnung der EU ist. Was ihm dabei jedoch fehlt, ist die Orientierung. Das wird im Vergleich mit dem „Zwilling“ Nachhaltigkeit deutlich.

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Was ist besser? Mehr Daten oder weniger?

Für die Nachhaltigkeit sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) derzeit das Maß der Dinge, die von den Vereinten Nationen 2015 definiert wurden und die bis 2030 erreicht werden sollen. Sie geben einen klaren und unmissverständlichen normativen Rahmen vor, der allgemein Zustimmung findet: Weniger Hunger ist besser als mehr Hunger. Weniger Armut ist besser als mehr Armut. Mehr Zugang zu Bildung ist besser als wenig. Frieden ist besser als Krieg. Die Ziele sind schwer zu erreichen. Aber sie sind klar – und es gibt einen Konsens, dass sie erstrebenswert sind.

Für die Digitalisierung sind solche deutlichen Ziele nicht vorhanden: Sind mehr Daten besser oder weniger? Schon an dieser Frage zeigt sich, wie schwierig es ist, eine klare Haltung zu beziehen. Brink ermutigt daher dazu, Daten und Digitalisierung so zu verwenden, dass der Nutzen für den Menschen deutlich wird. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass beispielsweise die Bereitschaft zur Datenspende für medizinische Zwecke deutlich ansteigt, wenn ein Nutzen erkennbar ist.

Auch Unternehmen, die sich bislang schwertun, die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenzuführen, sollten das Potenzial erkennen: „Oft hat der Nachhaltigkeitsbeauftragte keine Ahnung von Digitalisierung und die Digitalisierungsexperten halten Nachhaltigkeit häufig für Hokuspokus. Das ändert sich schnell, sobald der Datenanalyst seinen Nachhaltigkeitskollegen von einem Digitalisierungsprojekt erzählt, in dem dieser die CO2-Einsparungen erkennt, die er dann in seinen Nachhaltigkeitsbericht übernehmen kann.“ Ein Fall, der künftig hoffentlich häufiger vorkommt.

Bei Interesse an der Studie: „Digitalisierung, Daten und Nachhaltigkeit: die Verbraucherperspektive in Deutschland“ füllen Sie gerne nachstehendes Formular aus und wir benachrichtigen Sie, sobald sie zur Verfügung steht.