LONDON/FRANKFURT, 22. Oktober 2020 – 2010 prägte Dave McCrory erstmalig den Begriff der Data Gravity. Er beschrieb damit das Phänomen, dass große Datenmengen Systeme, Anwendungen und Dienste physisch anziehen. Die Anziehungskraft wirkt umso stärker, je größer die Datenmenge ist. Die Folge: Regionen mit starker globaler Vernetzung und einer Vielzahl von datenbasierten Branchen generieren so viele Unternehmensdaten, dass sie einen Gravitationseffekt erzeugen. Dieser wiederum zieht exponentiell mehr Daten in die jeweilige Region – es bilden sich regionale Datenzentren.
Mit dem kürzlich veröffentlichten Data Gravity Index DGx™ misst und prognostiziert Digital Realty (NYSE: DLR), ein globaler Anbieter von Rechenzentrums-, Colocations- und Interconnection-Lösungen und Muttergesellschaft von Interxion, nun erstmalig die Intensität und Gravitationskraft von Daten der Forbes Global 2000-Unternehmen für 21 Metropolregionen.
Dave McCrory, der die Forschung zum Data Gravity Index DGx™ leitete, erklärt: “Wir konnten beobachten, dass Data Gravity nicht nur Daten anzieht, sondern auch dazu führt, dass sowohl Daten als auch Dienste exponentiell schwieriger zu bewegen sind. Das verhilft Städten mit einem besonderen Branchenschwerpunkt, wie dem Finanzdienstleistungssektor in London und Frankfurt sowie dem Fertigungssektor komplexer Güter in Deutschland, zu einem enormen Vorteil. Denn naturgemäß ziehen diese Städte Unternehmen mit ähnlichen Daten und Services an.“
Europas Datenvorsprung
Laut den Ergebnissen des Data Gravity Index DGx™ ist Europa das globale Gravitationszentrum für Unternehmensdaten. Der Studie zufolge ist die Menge der Unternehmensdaten, die in europäischen Städten erstellt, aggregiert und zwischen ihnen ausgetauscht wird, weltweit am größten – und liegt sogar noch vor Nordamerika. Es wird außerdem erwartet, dass Europa seinen Vorsprung bis 2024 weiter ausbauen wird.
London ist derzeit das weltweit leistungsstärkste Zentrum für Unternehmensdaten. Es übertrifft mit einem Data-Gravity-Score von 167,06 sowohl New York (79,61) als auch Tokyo (80,32). Dies lässt sich vor allem auf seine bedeutende und stark vernetzte Finanzdienstleistungsbranche zurückführen. Der durchschnittliche Data-Gravity-Score aller Städte liegt weltweit bei 22,64 und europaweit bei 48,45. Vier weitere europäische Städte nehmen darüber hinaus aktuell Spitzenplätze im Ranking ein – diese sind: Amsterdam, Dublin, Frankfurt und Paris.
Es ist jedoch nicht nur die Fülle an Unternehmensdaten, die europäische Städte an die Spitze bringt, sondern auch der Datenfluss zwischen ihnen. Laut dem Data Gravity Index DGx™ verfügt Europa über einige der am weltweit stärksten untereinander vernetzten Städte. Dies wird zweifellos durch die regulatorischen Erleichterungen bei der Abwicklung von Geschäften untereinander sowie den florierenden Finanzzentren der Städte begünstigt. Zu den führenden Städtepaaren gehören London und Amsterdam (Platz 1 im Gesamtranking), Paris und London (Platz 2 im Gesamtranking), Frankfurt und Paris (Platz 5 im Gesamtranking), London und Frankfurt (Platz 6 im Gesamtranking) sowie Dublin und London (Platz 10 im Gesamtranking).
Die Studie fällt in eine Zeit, in der sich die Welt auf das Wachstum vorbereitet, das die Industrie 4.0 mit sich bringt. Jüngsten Untersuchungen von McKinsey und dem Weltwirtschaftsforum zufolge hat die diese das Potenzial, bis 2025 einen Wert von 3,7 Billionen USD zu schaffen. Die sich beschleunigende digitale Transformation sowie die Stellung als eines der weltweit wichtigsten Zentren für Unternehmensdaten bringen Europa in eine starke Position und versetzen es in die Lage, von diesem Wachstum profitieren zu können.
Quantenebenen der Daten
Trotz der enormen Vorteile, die eine erfolgreiche Datenwirtschaft mit einem starken, offenen Datenaustausch mit anderen Städten mit sich bringt, ist für Unternehmen eine Präsenz in einer Region mit großem Data-Gravity-Effekt ein zweifelhafter Segen. Um ihr Geschäft im Zuge der digitalen Transformation umzugestalten, sammeln Unternehmen immer mehr Daten, sind jedoch von der schieren Menge häufig überwältigt.
Bis 2024 werden beispielsweise alle Forbes Global 2000-Unternehmen so viele Daten gesammelt haben, dass sie Quantencomputer sowie zusätzliche 8,96 exaFLOPS an Rechenleistung und 15.635 Exabytes an privater Datenspeicherung benötigen, um sie wirkungsvoll nutzen zu können. Im Vergleich: der für 2021 angekündigte Quantencomputer der Oak Ridge National Labore wird mit nur 1,5 exaFLOPS laufen.
Diese unüberschaubaren Mengen an Unternehmensdaten und die Schwere, die sie verursachen, führen bereits jetzt zu Schwierigkeiten für Unternehmen. Munu Gandhi, Vizepräsident der Core Infrastructure Services bei AON plc, einem in London ansässigen Unternehmen aus dem Versicherungswesen und Risikomanagement, meint deshalb, dass das Verständnis für Data Gravity – und deren Einfluss auf andere Makrofaktoren, wie die Unternehmensdatenverwaltung sowie Weiterentwicklung der Vorschriften – ein Megatrend ist, mit dem sich globale Unternehmen allmählich auseinandersetzen müssen.
“Das Verständnis von Data Gravity und ihren Auswirkungen auf unsere IT-Infrastruktur sind entscheidend für unseren Geschäftsbetrieb. Auch in Zukunft wird das immer wichtiger, weil Daten die Währung der digitalen Wirtschaft bleiben werden,“ sagt Gandhi. „Da Unternehmen in Zukunft noch datenintensiver werden, kommt es zu überproportional wachsenden Auswirkungen auf die Unternehmensstandorte, die behördliche Aufsicht sowie zu zunehmender Komplexität bei der Einhaltung von Vorschriften und beim Datenschutz. Ein Problemkreis, den die IT-Führungskräfte nun lösen müssen.“
Den vollständigen Data Gravity Index DGx™ sowie Hintergründe zur Methodik können Sie sich hier in deutscher Sprache herunterladen.