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Energy Matters: Roadmap unserer Energiesysteme in eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft

Vortrag von Lars Thomsen zum Thema Energie und Klima im Rahmen des Frankfurter Symposiums für Digitale Infrastruktur 2023

Zukunftsforscher Lars Thomsen sprach beim 13. Frankfurter Symposium für Digitale Infrastruktur, das unter dem Motto „Digitalisierung – Wir sind gefragt. Die neue Verantwortung in der grenzenlosen Verbundenheit“ stand, über die Zukunft unserer Energieversorgung unter dem Aspekt Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Er sei Zukunftsforscher geworden, so Thomsen, weil er im BWL-Studium Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger Jahre unzufrieden mit der rückwärtsgewandten Blickweise seines Studienfachs gewesen sei. „In der BWL scheint es keine Rolle zu spielen, was in zehn Jahren passieren wird. Aber als zukünftige Manager sollten wir uns doch darum kümmern, dass ein Unternehmen langfristig stabil bleibt und die Mitarbeiter weiterhin beschäftigt werden können.“

Aktuell befinden wir uns Thomsens Überzeugung zufolge in einer solchen Phase des Übergangs. Die des Umbaus unserer Energiesysteme in eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Effizienz. Wie schlecht es bei der Nutzung fossiler Energien um die Effizienz bestellt ist, illustriert er am Beispiel einer Flasche Wein: „Stellen Sie sich vor, Sie sind Weinliebhaber und Freunde bringen die letzte Flasche Ihres Lieblingsweins mit, die sie noch in ihrem Keller gefunden haben. Sie sagen, dass Sie sich riesig freuen, machen den Korken ab, gehen zum Ausguss und kippen 99 Prozent des Weins weg. Ihre Freunde werden Sie mit riesigen Augen anschauen.“

 

Was lächerlich ist, scheint normal

Was beim Wein lächerlich ist, scheint bei der Nutzung fossiler Energie normal. Die meiste Energie wird nicht für das eigentliche Ziel verwendet, sondern in Wärme umgewandelt, die ungenutzt die Welt aufheizt. Bei einem vom Verbrenner angetriebenen Auto sind es großzügig gerechnet 30 Prozent, die für Vortrieb sorgen, bei manchen Glühbirnen ist es vom Kohlekraftwerk aus gerechnet gerade einmal ein Prozent der aufgewendeten Energie, die für Licht sorgt. Der Rest landet im metaphorischen Ausguss. „Es wird uns schwerfallen, unseren Kindern oder Enkeln zu erklären, was wir heute für gut und richtig hielten“, so Thomsen.

Das zu ändern erfordert Thomsen zufolge nicht nur die Kraft, sich eine andere Zukunft vorzustellen. „Wir brauchen auch Ingenieurinnen und Ingenieure, die sich mit den Naturgesetzen, mit Physik und mathematischen Gleichungen auskennen. Und wir müssen auch die ökonomische Seite betrachten und fragen, wie teuer das denn wäre und wie viele Menschen sich das leisten können.“ Seinen Berechnungen zufolge ist der Weg in die nachhaltige und klimafreundliche Zukunft vorgezeichnet.

 

Rechnerisch reicht eine Fläche von 200 mal 200 Kilometern

Die Sonne lässt ungefähr 12.000 Mal mehr Energie auf die Erdoberfläche scheinen, als die Menschheit derzeit in den drei Energiebereichen Strom-, Wärmeerzeugung und Mobilität verbraucht. Rein theoretisch benötigen wir nur 0,112 Prozent der Landfläche, um genügend Energie für sämtlichen Verkehr, für sämtliche Stromerzeugung und für sämtliche Wärmeerzeugung und Kühlung zu erzeugen. Das entspricht einer Fläche von etwa 200 Kilometern mal 200 Kilometern auf der Landmasse. Die Voraussetzung: ein Wirkungsgrad, der nicht im unteren einstelligen Bereich liegt wie bei der Glühbirne, sondern gegen 100 Prozent strebt.

Um dorthin zu gelangen, benötigen wir viele Bausteine, von denen etliche bereits vorhanden sind. Ein Punkt sind die Kosten. Bislang, so Thomsen, waren erneuerbare Energien in der Regel nur dann wirtschaftlich, wenn sie subventioniert wurden oder wenn tatsächlich Einspeisevergütungen gezahlt wurden. Mittlerweile könne ein in Äquatornähe betriebenes Solarkraftwerk Strom für ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde produzieren. Bei der Windkraft liegen die Preise derzeit zwischen fünf und acht Cent. „Erneuerbare Energien sind günstiger als je zuvor“, sagt Thomsen. „Mit jedem Jahr werden Photovoltaik, Wind und andere erneuerbare Energien günstiger und wir sind auf dem Weg zu einer sehr preisgünstigen Energiepolitik. Wir gehen davon aus, dass Strom im Jahr 2045 etwa ein Drittel von dem kostet, was wir heute bezahlen.“

Ein weiterer Baustein ist das Smart Grid samt ausreichend Speicher, damit die Energie auch während Dunkelflauten zur Verfügung steht. Hier sieht Thomsen Deutschland an einem Wendepunkt beim Thema Verkehr: „Wir müssen uns entscheiden, ob Elektromobilität das Netz schädigen wird, wenn Menschen abends nach Hause kommen und ihr Elektroauto zwischen 18:00 und 20:00 Uhr aufladen. Oder ob wir es schaffen werden, ein intelligentes Energienetz zu entwickeln, das es uns ermöglicht, diese Elektrofahrzeuge als einen großen, dezentralen Speicher zu nutzen, der überall verfügbar ist.“

Thomsen ist zuversichtlich, dass uns das gelingen wird, denn der Umbau „von einem früher sehr zentralen Netz mit thermischen Kraftwerken, das der Nachfrage hinterherhinkte, zu einem sehr dezentralen und sogar demokratischen Netz“ ist in vollem Gang. „Heute sind bereits 1,95 Millionen Kraftwerke in privater Hand, in Form von auf Dächern installierten Solarkraftwerken.“

 

Elementar für den Wandel der Energiewirtschaft ist die Digitalisierung

Mobilität wird Energie vollkommen neu nutzen. Das Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz werden es uns zusammen mit unserer Neugier, Verantwortung und Kreativität ermöglichen, unser vorhandenes Wissen und Können neu zu verbinden. Wir lernen, Dinge schneller zu verstehen und zu erstellen als bisher. „Der Weg zu 100 Prozent erneuerbaren Energien“, so Thomsen, „ist bereits vorgezeichnet und es gibt kein Zurück mehr.“