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Digitale Transformation – Wunsch, Wahn und Wirklichkeit

Vortrag von Ömer Atiker zum Thema Innovation im Rahmen des Frankfurter Symposiums für Digitale Infrastruktur 2023

Auf dem 13. Frankfurter Symposium für Digitale Infrastruktur, das unter dem Motto „Digitalisierung – Wir sind gefragt. Die neue Verantwortung in der grenzenlosen Verbundenheit“ stand, sprach Ömer Atiker darüber, was sich Menschen von der Digitalen Transformation erhoffen, was diese tatsächlich ist – und wie die digitalen Möglichkeiten besser genutzt werden können.

Atiker spricht seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit einer humorvoll verpackten Direktheit an: „Wer von Ihnen hat denn letzte Woche digitalisiert? Einer? Zwei? Und transformiert? Niemand?“ Auf die Bestandsaufnahme im Saal folgt seine Analyse der Gesellschaft: Einerseits würden Prozesse seit Jahrzehnten digital, sodass kaum noch etwas zu digitalisieren übrigbleibe. Anderseits seien viele Versprechen unerfüllt geblieben. „Wir dachten, wir würden auf dem Mond leben und fliegende Autos haben, aber stattdessen haben wir TikTok und Instagram. Früher war die Zukunft besser.“

 

Karton statt Kratz- und Kletterbaum

Für Atiker besteht ein grundlegender Fehler vieler Digitalisierungsprojekte darin, dass die Technologie an den Bedürfnissen der Kunden vorbeientwickelt werde. Zum Vergleich zeigt er ein Bild eines teuren und großen Kratz- und Kletterbaums für Katzen – der verwaist neben einem simplen Verpackungskarton steht, in dem eine zufriedene Katze sitzt. Blockchain, Kryptowährungen und NFTs sind für Atiker Beispiele für Entwicklungen, die am eigentlichen Ziel vorbeigehen. Blockchain sei „eine fantastische Lösung auf der Suche nach einem passenden Problem“, bei Kryptowährungen habe man irgendwann gemerkt, „dass es irgendwie auch nett ist, wenn unser Geld morgen auch noch etwas wert ist“ und NFT seien „irgendwas mit Sammelbildchen.“

In Unternehmen sieht Atiker drei Arten Mitarbeiter, die jeweils unterschiedlich auf die digitale Transformation reagieren. „Auf der einen Seite haben wir diejenigen, die begeistert sind und alles mitmachen wollen. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die jede Veränderung ablehnen und am liebsten alles beim Alten belassen würden. Dazwischen gibt es diejenigen, die sich auskennen und bereit sind, zu transformieren, aber nicht um jeden Preis. Die Kunst ist, herauszufinden, wie wir diese Gruppe motivieren und unterstützen können.“

Zentral dabei sei es, eine gute Frage nach dem „Warum“ zu liefern. Dabei gehe es zunächst gar nicht um das künftige Produkt, sondern um die eigene Position. Der erste Gedanke von Mitarbeitern bei Veränderungen sei immer: Was wird aus meinem Job? Führungskräfte müssten auch diese Sorge ernst nehmen und zeigen, dass es für die Mitarbeiter eine Zukunft gibt.

 

Das Neue ist nicht das Naheliegende

Ziel der digitalen Transformation solle es nicht einfach sein, bestehende Prozesse zu digitalisieren, sondern das eigene Geschäftsmodell vollkommen neu zu denken. Wie Netflix, das sich vom Versender von DVDs zum Streaming-Anbieter und hin zum Filmproduzenten entwickelt hat oder Amazon, als Buchhandel gestartet und mittlerweile Cloud Provider. Wichtig sind laut Atiker dabei drei Prinzipien:

 

  • Erstens: Machen Sie es einfach.
  • Zweitens: Kennen Sie Ihre Kunden.
  • Drittens: Machen Sie etwas, das die Leute tatsächlich interessiert.

 

Den gelungenen Digitalisierungsprojekten, von denen Atiker erzählt, ist gemein, dass sie Grenzen sprengen. Das Neue ist nicht das Naheliegende. Folgerichtig springen auch seine Beispiele spielerisch über Grenzen hinweg: Sie reichen von der bodenständigen Brandmeldeanlage, die zum Datenaustausch befähigt wird, über sprühfähige Sonnencreme bis hin zum Gegenstand einer im zweijährigen Turnus in Brüssel stattfindenden Veranstaltung namens Europatat: der Kartoffel.

Die Hingabe, mit der Atiker über erfolgreiche Digitalisierungsprojekte spricht, zeigt, dass seine eingangs zur Schau gestellte Desillusionierung gekoppelt ist an eine kindliche Begeisterungsfähigkeit. Sein letztes Beispiel PARO, ein Therapieroboter für Demenzkranke in Form eines Kuscheltiers, lebt von dieser Begeisterungsfähigkeit. Hier wird das Nützliche mit dem Spielerischen vereint. Wer die Idee, pflegerische Aufgaben Robotern zu übertragen, unmenschlich finde, dem hält Atiker entgegen: „Die Wahl ist nicht: entweder Roboter oder eine freundliche junge Pflegerin. Sondern Roboter oder die Wand anstarren.“ Für Atiker ist PARO damit in gelungenes Beispiel dafür, was die digitale Transformation ausmachen sollte. Es geht nicht darum, dass Menschen technischer werden. Stattdessen soll Technik menschlicher werden.   

 

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